Segelgatterflügel

Die Windangriffsfläche des Segelgatterflügels, auch Segelflügel genannt, besteht im Hauptheck aus einem hölzernen Gatter, auf das Segeltücher gespannt werden. Das Segelgatter wird durch zahlreiche Leisten gebildet, die parallel zur Rute angeordnet sind, durch die durch die Rute durchgesteckten Heckscheite und durch die innere und äußere Saumleiste. Um das Segeltuch auf den Flügel zu spannen und um dieses wieder einzuholen, musste der Müller in den Flügel steigen. Eine nicht ungefährliche Arbeit bei stärkerem Wind oder bei schlechter Witterung, wenn durch Regen oder im Winter durch Frost das Segeltuch schwer oder gar gefroren war.


Vor allem in der Altmark, der Magdeburger Börde und im Wolfenbütteler Raum, ist eine Abwandlung des traditionellen Segelflügels zu finden: Das Hauptheck besteht nicht aus einem Gitterkreuz, sondern nur aus Heckscheiten und äußeren Saumleisten. Es sieht daher aus wie eine Leiter. Segeltücher werden bei dieser Ausführung entweder, wie beim traditionellen Segelflügel, aufgespannt oder zwischen die Heckscheite geflochten.

Das Segeltuch muss, je nach Windstärke, aus- oder eingerollt (gerefft) werden. Jeder Flügel wird dafür einzeln bedient. Vor Beginn der Arbeit wird in Abhängigkeit von der Windstärke und dem erforderlichen Kraftbedarf aufgesegelt, nach Feierabend wieder abgesegelt. Verändert sich während der Arbeit entweder die Windstärke oder der Kraftbedarf, muss die Mühle abgebremst werden. Die Segelfläche muss der veränderten Situation angepasst werden – wiederum jeder Flügel einzeln. Der Müller hat dabei besonders darauf zu achten, dass die Segelfläche bei zunehmender Windstärke oder aufkommendem Sturm oder Gewitter rechtzeitig verringert wird bzw. die Segel ganz eingerollt werden. Zu starker Wind oder Sturmböen führen bei voller Segelfläche unter Umständen dazu, dass die Mühle durchgeht. Die Mühle kann nicht mehr sicher gebremst werden. So manche Windmühle ist auf diese Weise unter der Bremse heiß gelaufen und in Brand geraten.

Die Segeltücher wurden aus derbem Leinenstoff gefertigt und an den Längsseiten und der Oberkante mit Tauwerk, dem Liek umsäumt. Heute werden Kunststoffgewebe mit einer hohen Reißfestigkeit genutzt. Das Tau- und Seilmaterial bestand früher aus Hanf. Heute werden auch dafür langlebigere Kunststoffseile genutzt. Die Bespannung erfolgt bei den gegenüberliegenden Flügeln immer gleich. Segelflügel sind eine einfache, hinsichtlich der Bedienung aber auch aufwendige Flügelform. Heute finden wir sie u.a. aus Kostengründen an vielen Windmühlen, die nicht mehr regelmäßig in Betrieb sind.

Bei starkem Wind ist es sogar möglich, die Mühle ohne eine Segeltuchbespannung zu betreiben. Die Angriffsfläche des Vorhecks reicht dann vollständig aus. Natürlich ist dies immer abhängig von dem Kraftbedarf der zu betreibenden Maschinen in der Mühle.



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