Glossar / Fachbegriffe

Achtkant
Rumpf einer Holländermühle.

Aspirateur
Einfache Getreidereinigungsmaschine, die vor dem Vermahlen das Getreide per Saugluft und durch Siebe von Staub, Unkrautsamen und leichteren, wie z.B. angefressenen, Getreidekörnern säubert.

Bartbrett
Unter dem Halsblock an der Kappe sitzendes Brett, mit dem die Öffnung zwischen den Fugbalken verschlossen wird, um das Innere vor Witterungseinflüssen zu schützen. Oft als Schmuckbrett gestaltet, auf dem bei Holländermühlen der Name und das Erbauungsjahr vermerkt werden.

Besemer
Schnellwaage, Handwaage. Eine etwa 60 - 100 cm Iange Holzstange von 2 – 3 cm Dicke. Das eine Ende der Stange ist mit einem Haken zur Aufhängung der Last versehen, das andere, verdickte Ende ist mit Blei ausgegossen. Eine Leine mit Holzgriff dient zur Feststellung des Schwerpunktes. Die Schwerpunkte sind je nach Gewicht der Last pfundweise auf der Holzstange durch Marken, Kerben oder Messingstifte gekennzeichnet.

Beutelkiste/Beutelkasten
Das aus dem Mahlgang kommende Mahlgut ist noch mit Grieß, Dunst oder Kleie vermischt. Um die Teile voneinander zu trennen, dient die Beutelkiste. Sie besteht aus einem Kasten, durch den ein Stoffschlauch führt. Die für diese so genannten Beuteltücher verwendeten Materialien waren am Anfang Wolle, später meist aus der Schweiz oder aus Frankreich stammende Seide. Daher rührt auch der ebenfalls gebräuchliche Name „französische Kiste“. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts waren die wollenen Beutelgewebe fast ganz von der auch Gaze genannten Seide verdrängt worden. Anfang des 16. Jahrhunderts kamen diese ersten mechanischen Beutelwerke auf, die im Gegensatz zum mühsamen Handsieben folgendermaßen funktionieren:
Das eine Ende des Beutels wird an dem Auslass des Mahlganges befestigt, das andere Ende reicht aus der Vorderseite des Kastens hinaus. Der vom Mahlgang zur Kastenvorderseite nach unten geneigt aufgehängte Beutel musste, um das Mehl von den Rückständen zu trennen, in Bewegung gesetzt werden. Dafür ist das obere Beutelende über das Gabelzeug gezogen, das zum Beispiel die Drehbewegung der Mühlsteinachse auf den Beutel überträgt.
Das Schütteln sorgt dafür, dass - je nach der Maschengröße des Gewebes - das feinere Mehl durch die Maschen in die Beutelkiste fällt. Die Rückstände gelangen durch den so genannten Kleiekotzer in einen Sack.
Beutelkisten wurden im 19. Jahrhundert durch effektivere Maschinen, die Sichter abgelöst

Bicken
Ein Eisenhammer mit gespitzten Enden aus Stahl, der zum regelmäßigen Schärfen der Mühlsteine gebraucht wird.

Bodenstein
Der untere, ruhende Stein, niederdeutsch Ligger, eines Mahlganges im Gegensatz zum sich drehenden Läufer.

Bruststück
Bei dreiteiligen Ruten der Balken, der im Wellkopf verkeilt wird und an dem die Spitzen angebracht sind.

Bunkler/Bunkel
Getrieberad am oberen Ende der aufrechtstehenden Hauptwelle, der Königswelle.

Elevator
An einem endlos laufenden Riemen befestigte Becher, mit denen das Mahlgut mechanisch nach oben transportiert wird.

Flügelkreuz
Wellkopf und Ruten mit den Spitzen bilden das Flügelkreuz.

Flügelwelle
In die auch liegende Welle genannte Hauptwelle sind die Flügel verkeilt. Auf dem im Innern der Mühlenkappe liegenden Wellenteil sitzt das Brems- oder Kammrad.

Franzosengang
Der Name des Mahlganges geht auf die verwendeten, aus Frankreich kommenden Mühlsteine zurück. Es sind insbesondere bei La Ferté sous Jouarre gebrochene Süßwasserquarze. Aufgrund ihrer Härte werden sie hauptsächlich zur Mehlherstellung genutzt. Ein Stein setzt sich aus mehreren winkelrecht bearbeiten Steinstücken zusammen, die mit Alaun aneinandergefügt werden.

Galerie / Zwickstell
Mit Geländer versehene Plattform, von der aus Flügel und Pass bedient werden, wenn beides nicht mehr vom Erdboden aus zu erreichen ist.

Graupengang
Im Gegensatz zu den Mahlgängen mit zwei Steinen hat der als Graupen-, Schäl- oder Pellgang bezeichnete Mahlgang nur einen Sandstein, von dem bei der Arbeit nicht die Fläche, sondern der Rand genutzt wird.
Der Stein läuft in einer hölzernen Umrandung, deren Boden beispielsweise mit Blech ausgelegt ist, um danebenfallendes Mahlgut aufzufangen. Die Seiten der Umrandung sind mit gelochtem Blech beschlagen. Die scharfen Kanten und der Rand des sich drehenden Steines wirken wie eine Reibe, die Schalen und Spitzen so abschleift, dass die Körner runde Formen erhalten. Der Gang dient neben der Herstellung von Graupen auch der Herstellung von Gersten- oder Buchweizengrütze.

Halsblock
Balken, der den Katzenstein und damit das vordere Lager für die Flügelwelle trägt.

Hecken; Heckscheiden
Hecken bezeichnet das bei den bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hinein gebräuchlichen Segelflügeln verwendete gitterförmige Lattengestell, auf das die Segel gespannt werden. Die Querhölzer des Lattengestells werden Heckscheiden genannt.

Himpten
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts gültiges Hohlmaß für Getreide. Die Mengen variierten regional. Beispielsweise entsprach in Süderdithmarschen ein Himpten 50 Pfund Roggen.

Kamm
Zahn der Getrieberäder meist aus Hainbuchenholz.

Kammrad
Auf der Flügelwelle sitzendes Getrieberad mit Pass dessen hölzerne Kämme in die des Bunklers greifen, womit die Kraft auf die Königswelle übertragen wird.

Katzenstein
Stein aus ölhaltigem Schiefer, auf den die Flügelwelle gelagert ist. Beim Bearbeiten des Steins entsteht ein durchdringender Geruch, auf den der Name zurückgeht.

Klüver
Antriebsspindel der Mahlgänge.

Küp
Hölzerne Umfassung, in der die Mühlsteine liegen. Zum Steineschärfen kann die Küp demontiert werden.

Königswelle
Die in der Mitte des Achtkants aufrecht stehende Welle, von der aus mehrere Mahlgänge betrieben werden.

Kroipfähle
Kreisförmig in den Boden um die Mühle eingeschlagene Holzpfähle, die beim Drehen der Bockmühle oder der Mühlenkappe eingesetzt werden.

Kroiring
Ring auf dem sich die Mühlenkappe von Holländermühlen dreht.

Läufer
Der obere, sich drehende Stein, niederdeutsch Löper, eines Mahlganges im Gegensatz zum ruhenden Bodenstein.

Lohnmüllerei
Sowohl in Süder- als auch in Norderdithmarschen auf den dörflichen Mühlen am meisten vertreten. Der Bauer liefert das Getreide und kann es zu Schrot verarbeitet wieder abholen.

Lojerie
Mit Wind betriebener Sackaufzug.

Mahlgang
Zwei Mühlsteine, der ruhende Bodenstein und der sich drehende Läufer, bilden einen Mahlgang.

Matte
Mit der Matte wurde die Menge an Getreide oder Mehl bezeichnet, die der Müller als Mahllohn zurückbehielt, es handelte sich also um eine Naturalentlohnung. Meist war es 1/16 des angelieferten Getreides.
Der oft schlechte Ruf von Müllern geht auch darauf zurück, dass sie im Verdacht standen, zu ihrem Vorteil abzumessen.

Mattschale
Getreidemaß zur Entnahme der Matte.

Mischmaschine
Maschine zum Mischen von Mahlgut.

Mühlenkappe
Der obere auf dem Kroiring drehbare Teil einer Holländermühle.

Mühlsteine
Die in Mahlmühlen verwendeten Steine, zwischen denen das Getreide vermahlen wird. Meist werden die Natursteine nach ihren Fundorten benannt, wie z.B. die in den Dithmarscher Quellen häufig erwähnten Rheinischen Steine aus Basaltlava, die in der Nähe von Andernach gebrochen wurden.

Pass
Bremse an der Stirnseite des Kammrades.

Passbalken
Balken, der mit dem Eigengewicht und zusätzlich aufgelegten Gewichten den Pass festzieht und durch den der bei Holländermühlen aus der Mühlenkappe hinausführende Passbaum bedient wird.

Pellgang
= Graupengang.

Plansichter
Bedeutungsvoller als die Einführung des Zentrifugalsichters Mitte des 19. Jahrhunderts war die Erfindung des Plansichters durch Haggenmacher, Budapest, Ende der 1880er Jahre. Die Maschine besteht aus einer Anzahl verschiedener mit gröberem oder feinerem Draht- und Seidengewebe bespannter Siebe, die zusammengeschraubt in einem Rahmen hängen.
Im Gegensatz zum Zentrifugalsichter wird das Mahlgut nicht per Schlägersystem durch die Gaze gepeitscht, sondern mit den in Schwung gesetzten Sieben wird die sanfte Bewegung des Siebens per Hand nachgeahmt.

Regulator
Der Regulator steuert den gleichmäßigen Lauf eines Mahlganges bei böigem Wind, in dem per Fliehkraft der Abstand von Bodenstein und Läufer entweder verringert oder vergrößert wird.

Reinigung
Alle Maschinen, die zur Säuberung des Brotgetreides dienen, wie z. B. in der Reihenfolge des Durchlaufens Aspirateur, Trieur und Schäl- und Bürstmaschine.

Rute
Ein vierflügeliges Kreuz besteht aus zwei Ruten. Die vordere Rute heißt Feld-, die untere Hausrute. Den durch den Wellkopf bis etwa zur Mitte des Flügels reichenden Teil einer Rute nennt man Bruststück, die Verlängerungen sind die Spitzen.

Schenen
Eiserne Bänder, die den kantigen Teil der hölzernen Flügelwelle einfassen.

Sechskanter
Maschine, die die Beutelkiste ablöste. Per Transmission wird eine mit Sieben bespannte sechskantige Trommel, die von einem hölzernen Kasten umschlossen ist, in Bewegung gesetzt, Durch die Drehbewegung wird das mit Grieß, Kleie und Dunst vermischte Mahlgut gesäubert.

Sichter
Sammelbegriff für Maschinen, mit denen das Mahlgut nach Korngröße sortiert wird. Am Anfang stand die Beutelkiste, am Ende der noch heute gebräuchliche Plansichter.

Spitzen
Die Flügel der Windmühle.

Steert
Ein bis kurz über den Erdboden ragender Balken, mit dem der gesamte Rumpf einer Bockmühle in den Wind gedreht wird. Holländermühlen waren vor der Erfindung der Windrose Mitte des 19. Jahrhunderts ebenfalls mit einem Steert ausgestattet. Eine Erleichterung der Müllerarbeit war, dass nun nicht mehr der ganze Mühlenbau gedreht werden musste, sondern nur noch die Mühlenkappe Bei Drehung der Mühle oder der Kappe beschreibt das Steertende einen Kreis. An seiner Peripherie stehen Kroipfähle.

Steinbaum; Steinkran
Ein hölzerner Galgen mit eiserner Zange, mit dem die Mühlsteine gehoben werden können, beispielsweise, um sie zu schärfen.

Stockrad
Ein kleines, auf dem Klüver sitzendes Getrieberad.

Stirnrad
Auf dem unteren Ende der Königswelle sitzendes Getrieberad, mit dem die Kraft auf das Stockrad des Mahlganges verteilt wird.

Stülpschalung
Holzverschalung des unteren Teils des Achtkants.

Suhl
Norddeutsche Bezeichnung für den Hausbaum einer Bockmühle.

Trieur
Gesämeausleser, mit dem die länglichen Getreidekörner von den rundlichen Unkrautsamen gereinigt werden.

Wellkopf
Das aus der Mühlenkappe herausragende Ende der ursprünglich hölzernen Flügelwelle, in das die Bruststücke eingekeilt sind. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts gusseisernes Aufsatzstück auf der Flügelwelle.

Windfege
Getreidereinigungsmaschine, um Staub und Spreu vom Korn zu trennen.
Per Handkurbel wird eine im Innern des hölzernen Kastens befindliche, mit Holzflügeln ausgestattete Achse in Bewegung gesetzt. Im dadurch erzeugten Luftstrom fliegen leichtere Spreu und angefressene Getreidekörner weg. Die schweren, guten Getreidekörner fallen auf Siebe, mit denen sie je nach Maschengröße noch in unterschiedliche Qualitäten unterteilt werden.

Windrose
Die Arbeit sparende Erfindung der meist sechs- bis achtflügeligen Windräder mit einem Durchmesser von 3,5 bis 4 m wird dem Schotten Meikle zugeschrieben. Hinten an der Mühlenkappe auf einem Bock angebracht, sorgt sie mittels eines Getriebes dafür, dass sich die Mühlenkappe automatisch in den Wind dreht.

Zentrifugalsichter
Nach 1850 musste die herkömmlichen zum Sichten gebräuchlichen Sechskanter dem u. a. vom Altonaer Bäcker Huene entwickelten Zentrifugalsichter weichen.
Im Innern eines mit Draht- oder Seide bespannten Rundzylinders ist eine mit eingebauten Schlagleisten versehene Haspel. Zylinder und Haspel drehen sich in die gleiche Richtung, allerdings ist die Drehbewegung des Haspels schneller. Dadurch wird das Mahlgut, ständig von den Schlagleisten getroffen, durch die Gewebespannung geschleudert.